2019 wird vielen Marktteilnehmern vor allem mit „Libra“, der von Facebook angekündigten eigenen „Stable Coin“ in Erinnerung bleiben und allenfalls noch mit der Ankündigung der chinesischen Regierung, eine eigene Blockchain-Strategie zu etablieren. Ansonsten blieben viele spannende technische Neuentwicklungen eher im Verborgenen, vom großen Durchbruch ist man noch entfernt, was nicht zuletzt an der immer noch mangelnden Nutzerfreundlichkeit und den fehlenden Schnittstellen vieler Anwendungen im Vergleich zu den etablierten Internet-Anwendungen liegt. Die Kurse zahlreicher Kryptowährungen korrelierten im hohen Maße mit dem alles dominierenden Bitcoin, konnten also noch nicht mit einem „eigenen intrinsischen Wert“ durch ihre spezifischen Anwendungsfälle überzeugen.
Die Utility Token mit ihren „Initial Coin Offerings“ (ICO) sind tot, es leben die Security Token Offerings (STO). Die deutsche Bundesregierung ist mit ihrem Regulierungsrahmen für Security Token eine Vorreiterrolle in Europa eingegangen. Die ersten digitalen Wertpapiere, die durch einen Bafin-Prospekt unterlegt wurden, konnten auch Kleinanlegern zugänglich gemacht werden. Zahlreiche Dienstleister arbeiten nun intensiv daran, neue Unternehmen und Immobilien zu „tokenisieren“, um Anteile von Aktiva bzw. „Werten“ schneller, kleinteiliger und günstiger zu transferieren, als es mit den heutigen Prozessen noch der Fall ist. Außerdem dürfte der Sekundärhandel an Fahrt gewinnen, der durch etablierte und regulierte Börsen ermöglicht wird.
Wird 2020 das Jahr des Bitcoins, wie es viele Marktteilnehmer und Analysehäuser prophezeien, teilweise sogar mit exorbitanten Kursteigerungen? An den internationalen Anlagemärkten spielt das Thema noch keine große Rolle, aber die ersten Vermögensverwaltungen und Family Offices haben diese Anlageklasse bereits für sich entdeckt. Die Anzahl der regulierten Finanzprodukte (Fonds, Derivate) auf den Bitcoin steigt stetig an und die unsichere politische und wirtschaftliche Weltlage dürfte den Investmenttrend in den „sicheren Hafen“ Bitcoin als eines mit anderen Anlageklassen unkorrelierten Assets begünstigen. Im Mai steht zudem das sogenannte „Halving“ an, d.h. der Belohnungsertrag für die „Miner“ wird sich von heute 12,5 Bitcoin auf 6,25 je Block halbieren, was im Ergebnis bei einer gleichbleibenden Nachfrage zu einer Angebotsverknappung führt und Preissteigerungen auslösen könnte.
Neben Bitcoin und Security Token etablieren sich außerdem neue dezentrale Finanzanwendungen, die eher aus der klassischen Finanzwelt stammen, wie beispielsweise Depotverwahrung oder Lösungen im Bereich Kundenidentifikation und Geldwäscheverhinderung.
Alles in allem sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass die Themen Kryptowährung und Blockchain in diesem Jahr wesentlich mehr Visibilität und Zuspruch von bestehenden und neuen Marktteilnehmern erfahren dürfte.