2019 startete turbulent. Eine inverse Zinsstrukturkurve deutete eine Rezession an, ausgelöst durch den US-chinesischen Handelskrieg. In den USA tobte ein heftiger Streit zwischen der US-Notenbank („FED“) und dem US-Präsidenten über den richtigen Kurs in der Zinspolitik und Chinas Konjunktur zeigte Schwäche. In Europa waren es einmal mehr die Engländer (mit dem Dauerbrenner Brexit) und die Italiener (Verstöße gegen die EU-Budgetvorgaben), die die Anleger in Atem hielten und von denen viele in Erwartung einer größeren Korrektur Wertpapiere verkauften.
Aber die Gegenmaßnahmen griffen: Drei Zinssenkungen anstelle von geplanten Zinsanhebungen durch die FED, Konjunkturprogramme in China und erste positive Verhandlungsergebnisse im Handelsstreit brachten die Anleger zurück an die Märkte und im Ergebnis eines der besten Börsenresultate der letzten Jahre. Und das selbst in Deutschland, obwohl dies angesichts der hierzulande mangelnden konjunkturellen Dynamik und mauen Gewinnentwicklung der Unternehmen fundamental unverdient war.
Was folgt 2020? Einmal mehr sind die Anleger mit außergewöhnlichen Risiken (Geopolitik, Handelskonflikte, politische Polarisierungen, Verschuldungsgrade von Unternehmen, … etc.) konfrontiert, die eigentlich nicht zu stärkeren Engagements in den Aktienmärkten einladen. Die niedrigen Zinsen verleiten zu Sorglosigkeit bei den Anlegern und bei den Unternehmen zu Investitionen in unrentable Projekte und höherer Verschuldung, während Unternehmen, die nicht auf Kredite angewiesen sind, ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Auch entfallen bei vielen US-Unternehmen die steuerlich geprägten Gewinne der letzten Jahre, dieser Basiseffekt fällt als Wertreiber aus.
Aber: Starken Börsenjahren folgt in der Regel ein weiteres, zumal es sich um ein (traditionell börsenstarkes) US-Präsidentenwahljahr handelt mit einem Präsidenten, der alles für seine Wiederwahl tun wird. Die immer noch relativ hohen Dividenden und die niedrigen Zinsen wirken im Kern unterstützend. Die US-Technologiefirmen und ihre chinesischen Pendants spielen in puncto Disruption und Wachstumsdynamik weiter in ihrer eigenen Liga. Japan kehrt in die Anlegerportfolios zurück und auch in Europa überwiegen die Chancen bei einigen ausgewählten Branchen und Titeln. Neben Aktien und ausgewählten Unternehmensanleihen ist die Aufteilung der Vermögensallokation in alternative Anlagen essentiell, insbesondere solche, die eine gründliche Analyse und Risikobeurteilung nach sich ziehen, wie beispielsweise Private Debt und Infrastruktur. Gold als Krisenwährung und Versicherung gegen unsichere Zeiten sollte weiterhin ein fester Bestandteil der Portfolien sein, auch ausgewählte Beteiligungen im Kryptobereich als unkorrelierte Assets könnten sinnvolle Gegengewichte darstellen.
Unterm Strich könnte somit – sofern keine massiven exogenen Schocks das Bild eintrüben – am Jahresende wieder ein positives Ergebnis stehen, wenn auch geringer als 2019 und mit hohen Schwankungen erkauft, für die die Anleger ein gutes Gespür für die Risiken und starke Nerven brauchen werden.