Die Börsen sind nervös und die Anzahl und Intensität der Schwankungen steigen. Jüngster Verkaufsauslöser war der Anstieg der amerikanischen Verbraucherpreise im April um 4,2% (i. Vgl. z. Vorjahresmonat), der höchste seit 39 Jahren. Nach jahrzehntelanger Abwesenheit scheint die Inflation zurück und mit ihr die Expertendebatten über Ursache und Dauer der Teuerung, zumal auch steigende Rohstoffpreise ihren Anteil dazu beitragen werden. Preisanstiege wurden insbesondere bei Hotel- und Flugbuchungen sowie gebrauchten PKW verzeichnet, was den Schluss nahelegt, dass die Wiederöffnung der US-amerikanischen Wirtschaft von einigen Unternehmen für Preiserhöhungen genutzt wurde. Aber auch Rohstoffpreise laufen nach Norden: So verteuerten sich beispielsweise Kupfer und Stahl allein in diesem Jahr um über 19%, während sich der Holzpreis als wichtiges Baumaterial in Nordamerika seit dem Ausbruch des Corona-Krise mehr als versechsfacht hat.
Über Ursache und Wirkung dieser Rohstoffverteuerungen sind sich auch hier die Experten uneins. Spiegeln sie eine Angebotsverknappung wieder, die dann i.V. mit einer tendenziell schwachen Wirtschaftsentwicklung und Inflation in eine unerwünschte „Stagflation“ mündet, oder sind sie Vorbote und Begleiter einer starken Konjunkturerholung , wie es z.B. in den 50er- und 60er-Jahren sowie zwischen 2000 und 2012 der Fall war?
Und wie reagieren Konsumenten und Zentralbanken? Kurzfristige Einmal- bzw. Corona-Nachholeffekte sind per se nicht inflationstreibend. Entscheidend sind die Zukunftserwartungen und das Verbrauchervertrauen der Konsumenten sowie die Inflationsausbreitung in andere Wirtschaftsbereiche. Befürchten Verbraucher eine zunehmende Inflation, könnten sie größere Konsumausgaben vorziehen (und damit die Preisbeschleunigung anheizen) und andererseits als Arbeitnehmer für höhere Löhne kämpfen, was zu weiteren Lohn-Preis-Spiralen und einer Verstetigung der Inflation führen würde.
Die Notenbanken hingegen stehen vor der Herausforderung, einen Exit aus einer über ein Jahrzehnt andauernden Phase aus billigem Geld und Nullzinsen zu erreichen, ohne die anziehende Konjunktur abzuwürgen, stärkere Korrekturen auf den Aktien- und Immobilienmärkten zu riskieren oder hochverschuldeten Staaten wie Italien und Griechenland höhere Kapitalmarkzinsen aufzubürden. Auch findet offenbar eine Lagerbildung bei den Zentralbanken statt. Während die Bank of Canada und die Bank of England offenbar eher schneller auf sich abzeichnende inflationäre Tendenzen reagieren will, ist die amerikanische Notenbank FED erst dazu bereit, wenn die Inflation tatsächlich zu hoch ist.
Eine Gewissheit, ob es nun nur zu Einmaleffekten oder einer dauerhaften Inflation kommt, gibt es nicht. Als langfristiger orientierter Anleger kann man sich allerdings strategisch und taktisch gegen die mögl. Szenarien und Folgen von Inflation mit einem bestens diversifizierten Portfolio über alle Anlageklassen und professionell ausgewählten Investmentinstrumenten wappnen bzw. absichern.